Der PowerMBA: Erfahrungen aus der ersten internationalen Kohorte


 

Die MBA-Welt hat mich schon lange interessiert, schon zu Anfang meiner Karriere hatte ich mir ein Buch mit MBA-Wissen gekauft, weil ich immer das Gefühl hatte, dass mir als eher technisch ausgebildetem Menschen etwas fehlt. Nicht, dass ich über die Jahre nix dazu gelernt hätte, aber ich hatte mich immer gefragt, was mir fehlt, wovon ich eventuell nichts weiß, also “Unknown Knowns”. Das Buch, das ich damals kaufte, war der 10-Day MBA, das ich immer noch jedem empfehlen möchte, denn nicht alles, was hier drinsteht, wird auch im PowerMBA gelehrt. Empfehlenswert ist auch der Real-Life-MBA, den es sogar auf Deutsch gibt. Und wenn wir schon bei Büchern sind, dann darf The Visual MBA nicht fehlen.

In den letzten Jahren wurde ich mit immer mehr Werbeanzeigen zu MBAs und alternativen Programmen beworfen, vor allem vom altMBA und dem PowerMBA. Der altMBA war mir für das, was er bietet, zu teuer, der PowerMBA mit dem Einführungspreis von 750 Dollar war ein Bruchteil des Preises anderer Programme. Aber kann so etwas wirklich gut sein? Ein nicht akkreditierter MBA? Ich hatte meine Zweifel, denn einige der dort enthaltenen Themen waren mir nicht fremd, im Gegenteil. Und für irgendwelche Inhalte, wo es um “Growth Hacking” oder ähnliche Themen geht, in denen einfach lange bekannte Ansätze noch mal unter einem coolen Namen neu aufgebrüht werden, dafür ist mir meine Zeit und auch mein Geld zu schade.

Wie sieht das nun beim PowerMBA aus? Zunächst einmal: Ich bin noch nicht fertig, dies ist ein Zwischenbericht. Ich schreibe diesen Bericht, weil ich bei der Entscheidungsfindung lange nach Erfahrungen Anderer gesucht hatte, die wenigen Reviews im Netz aber auf Spanisch waren. Die Anmeldung beim PowerMBA war also ein Wagnis 🙂 Vielleicht helfen meine Erfahrungen Interessierten bei der Entscheidungsfindung.

Gleich nach der Anmeldung erhält man ein Zertifikat, obwohl man noch nichts geleistet hat. Eine Bewerbung oder Reglementierung, wer in das Programm einsteigen kann, existiert nicht. Das Programm fing bei mir nicht sofort an, zwischen meiner Entscheidung und dem Start vergingen einige Monate. Das kann heute anders sein, ich bin halt Teil der 1. internationalen Kohorte. Man wird nach der Anmeldung regelrecht bombardiert mit Communities, Webinars etc, das alles in verschiedenen Apps, Websites, Kanälen. Der viele Content ist natürlich super, aber eine Community auf einer Website plus einer App plus einem Reading Club auf wieder einem anderen Portal, nun ja. Zusätzlich existieren noch Telegram Chats und Zoom-Meetings für lokale Gruppen, geleitet von “Ambassadors”, natürlich auch Dank Corona, denn real treffen ist momentan nicht möglich. Damit fällt auch ein Teil des Vorteils eines MBA-Programms flach, die Vernetzung offline.

Der PowerMBA unterteilt sich in 8 Module, das 1. Modul hier im Screenshot nicht mitgezählt:

Der Knopf “Go to next class” funktioniert bei mir meistens nicht, auch wenn ich noch eine Einheit offen habe. Die Applikation läuft auf TypeForm, ist also keine Eigenentwicklung.

Jeden Werktag erhält man Zugriff auf ein Video oder eine durchklickbare Folge von Mini-Inhalten von ca 15 Minuten, was einer Lerneinheit entspricht. Dies ist das Konzept des Microlearnings. Die Einheit wird meistens um ca. 7 Uhr morgens freigeschaltet, was für 5AM Club-Anhänger wie mich eher suboptimal ist. Ich habe das nun so gelöst, dass ich versuche mir 1-2 Videos aufzusparen, um etwas Puffer zu haben. Auf dem Bild unten sieht man Einheiten, die ich abgeschlossen habe, Einheiten, die freigeschaltet sind, aber noch nicht abgeschlossen, und Einheiten, die noch nicht freigeschaltet sind:

Manchmal sind anstatt des Videos auch Fehlermeldungen zu finden, so dass es gut ist, mehr als eine Einheit “auf Halde” zu haben, wenn man das wie ich unbedingt morgens machen möchte. Ehrlich gesagt finde ich es aber auch schade, dass noch nicht mehr freigegeben ist, zum Beispiel ein ganzes Thema, denn manchmal sind die Themen schon sehr spannend, und man möchte einfach mehr lernen, vor allem wenn man gerade im Flow ist. Dem ist ein Riegel vorgeschoben, denn der Support antwortete mir auf meine Frage, ob man nicht mehr freigeben will:

This I am afraid we cannot do, sorry! Our one class per day system allows all our students to progress at the same time helping then get fully involved with the program and the other services available to them such as the forum where they can discuss ideas or questions they may have regarding that class, with their other classmates.

Das ist natürlich Quatsch, denn ich bekomme schon mit, dass einige doch etwas hinterherhinken. Und nur weil ich schon etwas weiter bin im Material, heißt das ja nicht, dass ich mich nicht mit anderen über vorherige Themen austauschen könnte. Die Qualität des Austauschs hängt meiner Meinung nach auch stark vom Ambassador ab und was er von den Themen weiß, die besprochen werden sollen. Was fehlt sind Case Studies, die man selber oder mit einem Team bearbeiten muss.

Die einzelnen Einheiten sind von unterschiedlicher Qualität, einige sind wirklich sehr gut, viele gut, wenige nicht ganz so prall. Zu jeder Einheit kann man Feedback geben. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich lerne, vieles ist eine Inspiration, einiges habe ich auch schon erfolgreich im Job anwenden können. Insofern hat sich der PowerMBA gelohnt für mich. Inhalte wie Lean Startup kannte ich schon, aber es ist natürlich cool, Eric Ries in den Videos zu erleben. Viele der ersten Videos werden vom PowerMBA-Mitgründer Borja Adanero moderiert, und ich kann das “You must understand…” bald nicht mehr hören :), aber so viel Leidenschaft für die Themen hätte man sich manchmal auch im Studium von seinen Dozenten gewünscht.

Zusätzlich zu den Einheiten erhält man etwas schriftliches Material, das ok ist, eine grobe Zusammenfassung der Themen. Manchmal wünsche ich mir einen Deep Dive, aber das ist eben nicht drin zu dem Preis.

Die Fragen in den Tests sind zum Teil einfach schlecht oder zumindest nicht eindeutig genug. Das kann der Übertragung aus dem Spanischen geschuldet sein, aber Fragen wie “Wer schrieb The Lean Startup?” sind einfach bescheuert. Manche Tests scheinen mit der heißen Nadel gestrickt worden zu sein. Bisher habe ich aber alle Tests bestanden, ohne viel dafür gelernt zu haben, allerdings muss man schon konzentriert sein bei den einzelnen Einheiten, ansonsten funktioniert das nicht.

Insgesamt, trotz aller Kritik, bereue ich meine Entscheidung nicht. Ich habe schon einige wichtige Impulse mitnehmen können. Der PowerMBA eignet sich zudem für Entrepreneure und Intrapreneure, die innerhalb oder außerhalb einer Firma ein Startup gründen wollen. Ob ich durch den PowerMBA attraktiver werde für Arbeitgeber? Keine Ahnung, ich habe es gemacht, weil ich mehr lernen wollte. Und vielleicht mache ich nun sogar noch einen richtigen MBA hinterher. Als kleine Grundausbildung würde ich den PowerMBA aber bisher auf jeden Fall empfehlen. Ich werde diesen Text ergänzen, wenn ich fertig bin mit dem Programm.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert