Finanzen und Budgets besser managen mit Unterkonten


 

Diesen Artikel schreibe ich, weil ich in Gesprächen immer wieder feststelle, dass die eigenen Finanzen zu managen ein Thema ist, insbesondere bei Schülern und Studierenden, die das nicht zuhause gelernt haben. Somit habe ich einen Artikel, den ich immer gut verschicken kann :

Ich bin ein großer Freund des Budgetierens, das heißt, dass ich relativ genau plane, wie viel Geld ich für was im Monat ausgeben möchte. Damit am Ende des Geldes nicht noch viel Monat über ist, lege ich zu Beginn des Monats Geld für verschiedene Zwecke in (virtuelle) Umschläge. Zum Beispiel für

  • Haushalt
  • Abos
  • Mobilität
  • Sparen
  • Urlaub

Meine Erfahrung ist, dass man, wenn man nicht budgetiert, mehr Geld ausgibt als man eigentlich will. Gerade beim Sparen finde ich es wichtig, dass man nicht das spart, was am Ende des Monats überbleibt, sondern gleich zu Beginn des Monats die Sparsumme beiseitelegt. Das Budgetieren erleichtert auch Entscheidungen. Wenn ich wie letztes Jahr ein neues Instrument lernen möchte, was darf es mich kosten an Unterricht, Anschaffungskosten, Wartungskosten etc, damit ich noch im Budget bleibe?

Früher war das eine relativ komplexe Geschichte. Man konnte Umschläge (aus Papier) nutzen für die verschiedenen Zwecke plus das Girokonto plus das Sparbuch etc. Oder man führt ein Haushaltsbuch. Das erfordert viel Disziplin und ist aufwändig. Alles auf einem Girokonto zu managen finde ich noch schwieriger. Erst jetzt durch einige Neo-Banken, die Unterkonten anbieten, macht das Budgetieren richtig Spaß, finde ich.

Wie funktioniert das genau?

Ich teile hier einige Details zu meinen Budgets. Jeden Monat lege ich Geld für die folgenden Bereiche zurück:

  • Mobilität: 100€. Ich besitze kein Auto und bestreite meine Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad, manchmal mit einem Cambio, ab und zu auch mit einem eRoller oder auch einem Moia. Und dann fahre ich auch noch mit dem HVV oder der Bahn. Für all das möchte ich im Monat nicht mehr als 100€ ausgeben. Meistens bleibe ich weit unter den 100€, aber wenn ich dann mal eine längere Fahrt vor mir habe, zum Beispiel nach Berlin, dann ist es gut, hier eine Reserve zu haben. Als die eRoller rauskamen, hatte ich zunächst etwas zu viel Geld dafür ausgegeben; klar, war neu, hat Spaß gemacht, aber dann musste ich hier nachschießen. Dann war mir sofort klar, ich gebe zu viel Geld dafür aus.
  • Gesundheit: 50€. Ich habe eine Krankenversicherung mit Selbstbeteiligung, für die ich jeden Monat Geld beiseitelege. Zusätzlich bezahle ich hieraus alles, was die Krankenkasse nicht bezahlt. Ist am Ende des Jahres Geld über, super, dann kommt es ins Depot.
  • Abos und Mitgliedsbeiträge: 70€. Darunter fällt Apple Music, mein Mitgliedsbeitrag bei D64, usw. Abos getrennt zu halten finde ich wichtig, denn auch wenn jedes Abo nur ein paar Euro im Monat kostet, da kommt dann doch ziemlich viel zusammen übers Jahr.
  • Ein Haushaltskonto: Betrag verrate ich nicht, aber wir versuchen hier im Budget zu bleiben. Idealerweise hat man hier ein gemeinsames Konto mit den anderen Haushaltsmitgliedern.
  • Eine Urlaubskasse, die ich mittlerweile bei Growney bespare.
  • Taschengeld: 200€. Ja, ich zahle mir selbst Taschengeld aus 🙂 Davon bezahle ich zum Beispiel Fischbrötchen. Aber auch hier versuche ich nicht alles auszugeben, so dass ich mir zwischendurch etwas mehr leisten kann. Meine Querflöte habe ich zum Beispiel so finanziert.
  • Sparen, den genauen Betrag verrate ich nicht, aber hier diversifiziere ich in verschiedenen Angeboten, Growney, Estateguru, Scalable, meinem Finanzberater und eine eiserne Reserve (3-6 Monatsgehälter) auf einem Tagesgeldkonto.

Hinzu kommen Bereiche, für die ich gerne eigene Konten habe:

  • Ein Kleinunternehmerkonto, über das ich alles abwickle, was mit meinem Nebenerwerb zu tun hat (Lehraufträge, Bücher-Tantiemen, Google AdSense bei den Einnahmen, Webspace etc bei den Ausgaben). Ich halte das gerne getrennt, weil das Finanzamt auch gerne irgendwann etwas davon haben möchte, außerdem ist es so für mich einfacher, die Steuer zu machen.
  • Ein Immobilienkonto, wo alles drüber läuft, was mit dem Thema zu tun hat, also Mieten, Kredite, Verwaltergebühren, Grundsteuer, etc. Ab und zu muss etwas repariert werden, und dann ist es immer gut, das nicht mit anderen Budgets durcheinander zu bringen.

Hätte ich das alles nun auf einem Konto, so wäre es kompliziert, den Überblick zu behalten. Klar, es geht, aber ich bezahle gerne Geld dafür, wenn ich das alles getrennt halten kann und Dinge automatisch laufen. Ja, das klingt alles nicht besonders minimalistisch, mit mehreren Konten, aber ich versuche damit den Aufwand so gering wie möglich zu halten, damit ich weniger Zeit damit verbringen muss.

Girokonten mit Unterkonten

Wie gesagt bieten einige Neobanken mittlerweile Girokonten mit Unterkonten an. N26 war hier finde ich weit voraus mit den Spaces. Eine wirklich gute Idee, zumal es Menschen überhaupt erst einmal auf die Idee bringt, ihr Geld zu budgetieren. Aber damit das wirklich alles automatisch laufen kann, müssen diese Spaces eigene IBANs haben. Gab es anfangs nicht, mittlerweile haben sie diese auch, aber leider kam das Geld zumindest bei mir nicht immer zuverlässig auf den Unterkonten an. Und der Support war hier nicht besonders hilfreich. Ich sehe nicht ein, dass ich dafür bezahle, mich unfreundlich behandeln zu lassen. Auch wenn N26 mir als einziger der Kandidaten sofort einen Dispo angeboten hat, der manchmal ganz hilfreich sein kann.

Spaces bei N26

bunq war lange Zeit mein Favorit, auch weil sie einige Features haben, die zusätzlich hilfreich waren, zum Beispiel virtuelle Kreditkarten. So hatte ich die Möglichkeit, jedem Unterkonto auch eine eigene virtuelle Kreditkarte zuzuordnen. Eine tolle Geschichte, denn dann muss man nicht erst das Geld hin- und herschieben, sondern MOIA etc buchen direkt vom Mobility-Konto ab. Leider trat wie bei N26 das Problem auf, dass Geld nicht immer zuverlässig auf den Unterkonten ankam, nachdem die deutschen IBANs eingeführt wurden. Als Google mir dann eine Nachricht schickte, dass eine Zahlung retour kam und bunq dann meinte, dass ich ja nicht kooperativ sei, weil ich Google nicht dazu bringen würde, mehr Informationen herauszugeben, war es für mich genug. Ich hatte mich schon vorher über die Abzocke bei bunq geärgert, dann mit dem wirklich unfreundlichen Support, nee, dafür möchte ich nicht bezahlen, egal wie gut das Konto ist. Und dann war ich ganz schnell weg.

Nun bin ich bei Vivid gelandet und teste deren Angebot. Wie bunq bietet Vivid auch virtuelle Kreditkarten, allerdings muss man für diese 1€ zahlen. Das ist es mir wert. Vivid bietet auch keine EC-Karte, was schade ist, denn die benötigt man leider immer noch häufig, bunq und N26 haben die im Angebot. Der Signup funktionierte nicht ganz einfach für mich, viele Probleme. ABER: Der Support ist wahnsinnig nett UND hilft auch wirklich. Hoffen wir, dass das so bleibt und man nicht wie irgendwann bei N26 auch herablassend behandelt wird. N26 hatte zu Beginn nämlich auch einen super Support.

Vivid hat für mich den Nachteil, dass es zu viel Schnickschnack im Interface hat, den ich nicht benötige und den man auch nicht ausblenden kann. Ich will kein Stock Rewards-Konto, und das mit der Krypto-Währung ist auch nicht das, was ich benötige, zumal man hier kein eigenes Wallet hat. Das fänd ich wirklich spannend. Aber das Vivid-Konto löst mein Problem, dass ich gerne budgetieren und automatisieren möchte. Mein Gehalt lasse ich mir aber immer noch auf ein klassisches Konto bei der ING überweisen. Irgendwann möchte ich aber nur noch ein Konto haben.

Spannend finde ich auch tomorrow und würde die sogar am liebsten nutzen, aber die bieten leider keine IBANs für ihre Pockets, die sowas sind wie die Spaces bei N26. Auf Nachfrage hieß es, dass man es auf dem Radar hätte, aber man könne nicht sagen, wann es käme.

Was ich nicht verstehen kann: Warum unternehmen die Direktbanken hier nichts? Die DKB bietet ein zusätzliches Konto an, ebenso die ING, aber mehr als eines geht nicht. Beide Banken haben mit Corporate-Bla Bla auf meine Anfrage reagiert. Beide Banken bieten kostenlose Girokonten an und könnten hier endlich Geld mit Girokonten verdienen. Aber irgendetwas hält sie davon ab. Für mich völlig unverständlich.

Fazit

Abschließend kann man sagen, dass keine Bank wirklich das Problem komplett löst. Während die Direktbanken superfreundlichen Support haben, kriegen sie kein Konto an den Start, dass eine Budgetierung ermöglicht. Und die Neo-Banken kranken vor allem am schlechten und unfreundlichen Support (bis auf Vivid) sowie an Fehlerchen oder fehlenden Features, die bei den großen Banken eben nicht vorkommen. Ich glaube, dass man hier wirklich ein Problem lösen könnte, nur vielleicht sehen es auch nicht genug Menschen als Problem, dass sie ihre Finanzen nicht geregelt kriegen ohne Budgetierung 🙂 Oder wenn man an die Dispo-Zinsen denkt, vielleicht sind diese einfach eine zu gute Einnahmequelle, als dass man den Kunden helfen wollte, ihr Geld sinnvoller zu managen.

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